Der Wissensstand zu analer Gesundheit ist in der Bevölkerung gering. Bekannt sind nur Hämorrhoiden, Analfissur, Analekzem und Analabszess, bei denen wir ihnen natürlich auch Hilfe bieten. Das relevante Vorsorgethema heißt jedoch HPV (humane Papillomaviren - Warzenviren).
Über die Medien erfährt man nur, dass der Gebärmutterhalskrebs der Frau die Folge einer Viruserkrankung ist. Dasselbe gilt jedoch für das Analkarzinom (Krebs am Darmausgang) sowie Penis-, Mund- und Halstumore. Ursächlich ist die sexuelle Übertragung von HPV.
HPV high-risk Viren führen meist (außer z.B die bowenoide Papulose) zu keinen mit freiem Auge sichtbaren Veränderungen, sondern es kommt zu einer Entartung von Schleimhautzellen, sie werden dysplastisch. Diese nur mittels OP-Mikroskop fassbaren Dysplasien bezeichnet man als AIN I-III (anale intraepitheliale Neoplasie Grad I-III). Eine AIN Grad III entspricht einem Carcinoma in situ. Ein Karzinom, das nur auf die Schleimhaut beschränkt ist und somit noch hervorragend therapierbar ist. Erfolgt keine Behandlung, so entsteht im weiteren Verlauf ein in das Gewebe einwachsender Tumor mit allen unliebsamen Folgen. Eine rezente Studie hat gezeigt, dass ca. 45% der jungen Frauen mit HPV high-risk Viren besiedelt sind und diese nicht nur am Gebärmutterhals, sondern auch anal zu finden sind.
Der Anteil der chronisch im Analbereich mit HPV high-risk infizierten MSM liegt nochmals deutlich höher. Patienten, die HIV-positiv sind haben das höchste Risiko ein Karzinom zu entwickeln.
Der PAP Abstrich ist Standard für den Gebärmutterhals, aber dieser Screeningabstrich ist genauso für die Analregion erforderlich, insbesondere bei MSM. Anal ist ein PAP Abstrich jedoch als alleinige Maßnahme unzureichend. Es ist jedenfalls zusätzlich eine Inspektion der Schleimhaut mittels eines OP-Mikroskops durchzuführen. Diese sogenannte HRA (high resolution anoscopy) ist die Methode der Wahl. Hierbei wird die Schleimhaut nicht nur mit dem Mikroskop betrachtet, sondern es erfolgen auch Färbungen, welche noch so kleine Veränderungen erkennen lassen. Finden sich hierbei höhergradige Dysplasien, so erfolgt eine Biopsie und gleich die Abtragung des betroffenen Areals. Für niedriggradige Veränderungen empfehle ich zuerst einen lokalen Immunmodulator. Wir sind die einzige mit einem OP-Mikroskop ausgestattete Praxis, wo HRA zur Diagnostik routinemäßig durchgeführt wird. Abhängig vom Ergebnis der Untersuchung und der erhobenen Befunde wird der nächste Kontrolltermin festgelegt (3 Monate bis zu 2 Jahre).
So wie beim Gebärmutterhalskrebs schützt auch vor dem Analkarzinom nur ein regelmäßiges Screening und eine Impfung, welche wir für sie vorrätig halten.